
Foto: Thomas Stephan / BUND
Wissenswertes über den Scheid

Fotos: Walter Müller
Wissenswertes über den Scheid

Wissenswertes über den Scheid
Der „Scheid“ – Teil eines einzigartigen und bedrohten Naturdenkmals
Der sich zwischen dem Brohltal und dem Vinxtbachtal erhebende, vor etwa 150.000 Jahren entstandene Bausenberg mit seinem nordöstlich über Waldorf bis nach Gönnersdorf führenden Lavastrom ist in vieler Hinsicht ein einzigartiger Schatz der Natur.
Bild: Walter Müller
Luftaufnahme vom Bausenberg zwischen Waldorf und Niederzissen
Nach Auffassung namhafter Geowissenschaftler ist der Bausenberg mit seinem Basaltstrom der schönste und besterhaltene Schlackenkegel in ganz Deutschland und herausragendes Basiselement des „Vulkanpark Brohltal-Laacher See“ und des „Nationalen Geopark Laacher See“. Sie schwärmen von seinem außergewöhnlich guten Erhaltungszustand und halten ihn für einen ganz besonderen Zeitzeugen der erdgeschichtlichen Entstehungsgeschichte. So wie der Bausenberg ist auch der seit 1970 intensiv untersuchte Lavastrom von herausragender Bedeutung für Wissenschaft, Forschung und Lehre. Die vulkanologische Besonderheit der Reliefumkehr ist hier so gut morphologisch ausgeprägt wie sonst in der ganzen Eifel nicht. Dieses Ensemble, bestehend aus Schlackenvulkan und Lavastrom, kann in Mitteleuropa als einzigartig bezeichnet werden.
Auch für Biologen hat der Bausenberg besondere Bedeutung, da sich an seinem Krater, dem Wall und rund um den Lavastrom eine große Vielfalt unterschiedlicher Biotope mit einem ungewöhnlich großen Artenspektrum entwickeln konnte. Dort gibt es Buchen- und Hainbuchenwälder mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen; wo früher Lava floss, trifft man heute Gesteinshalden, Altholzinseln, Magerwiesen und geomorphologische Kleinstrukturen. Allein hier zählt man über 70 charakteristische Biotoptypen und Mischbiotoptypen, von denen viele bedeutsam für die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sind.
Bild: Walter Müller
Die „Blockschutthaldenwäldchen“ auf dem Lavastrom bieten Lebensraum für viele Tierarten
Auch für Biologen hat der Bausenberg besondere Bedeutung, da sich an seinem Krater, dem Wall und rund um den Lavastrom eine große Vielfalt unterschiedlicher Biotope mit einem ungewöhnlich großen Artenspektrum entwickeln konnte. Dort gibt es Buchen- und Hainbuchenwälder mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen; wo früher Lava floss, trifft man heute Blockhalden, Altholzinseln, Magerwiesen und geomorphologische Kleinstrukturen. Hier zählt man über 70 charakteristische Biotoptypen und Mischbiotoptypen, von denen einige bedeutsam für die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sind. Mehr als 60 gefährdete Tierarten sind hier und im Umfeld zu Hause; sie werden in unterschiedlichen Roten Listen (Listen, die den Gefährdungsgrad angeben) geführt. Rund 20 davon fallen unter die EU-Vogelschutz-Richtlinie und die FFH-Richtlinie mit ihren Anhängen II (Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) und VI (streng zu schützende Arten).
Bild: Walter Müller
Lavaformation am Bausenberg
Insgesamt beheimatet der Bausenberg mit seinem Lavastrom mehr als 500 verschiedene Pflanzenarten und fast 5.000 verschiedene Tierarten. Für Insekten, hierunter auch hochspezialisierte Arten wie die Gottesanbeterin, gilt der Bausenberg unter Experten als ein regelrechtes „El Dorado“.
Aber dieser Schatz der Natur war immer wieder bedroht. Im Jahr 1988 plante der Kreis Ahrweiler in unmittelbarer Nähe des Lavastroms, in dem 300 Jahre alten Wald „Auf dem Scheid“, eine 30 ha große Mülldeponie, wodurch Flora und Fauna großflächig vernichtet worden wären. In Waldorf, Gönnersdorf, Niederzissen und Burgbrohl-Weiler formierten sich sehr schnell Bürgerinitiativen und gründeten Naturschutzvereine, so auch die Naturschutzgemeinschaft Vinxtbachtal. Nach jahrelangem Kampf und sich hinziehenden Gerichtsverfahren kam der Kreistag im Sommer 2001 endlich zu dem Entschluss, den Deponiebau fallen zu lassen.
Das Braune Langohr ist eine der vielen Fledermausarten, die auf dem Areal des Scheid vorkommen
Doch die Gefahr für den Bereich „Auf dem Scheid“ war damit noch nicht vorüber. Im Gemeinderat Waldorf und im Verbandsgemeinderat Bad Breisig wurden Pläne verfolgt, auf dem Areal des Lavastroms ein Gewerbegebiet zu errichten. Von einer Größenordnung von 20 ha und mehr war die Rede. Eine von der Ortsgemeinde Waldorf in Auftrag gegebene und im März 2003 fertig gestellte Machbarkeitsstudie kam allerdings zum Ergebnis, dass die Planfläche in einem ökologisch, geologisch und klimahistorisch sehr bedeutenden und schützenswerten Areal liegt und die Wirtschaftlichkeit eines Gewerbegebietes an dieser Stelle in Frage gestellt werden muss. Bereits im Vorfeld hatten schon mehrere Umweltverbände und namhafte Wissenschaftler zu dem geplanten Projekt eindeutig ablehnende Stellung bezogen. In Anbetracht der gemeinsamen Verantwortung und zur Sicherung für spätere Generationen beantragte der Gemeinderat Waldorf in Abstimmung mit dem Gemeinderat Gönnersdorf fraktionsübergreifend und fast einstimmig im Mai 2004 dieses einmalige unverwechselbare Stück unserer Heimat unter Schutz zu stellen.
Foto: Rolf Klenk
Und trotzdem werden unter einigen uneinsichtigen Kommunalpolitikern, die offensichtlich die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, auch jetzt wieder die alten Vorschläge, ein Gewerbegebiet auf dem Areal des Lavastroms zu errichten, diskutiert. In Anbetracht der Tatsache, dass FFH-Gebiete durch EU-Recht geschützt sind und einem Verschlechterungsverbot unterliegen, verbietet sich alleine schon der Gedanke, in diesem Gebiet oder in dessen unmittelbarer Nähe ein Gewerbegebiet aufzubauen. Es muss vielmehr die Entwicklung und Verbesserung des FFH-Gebietes im Bereich „Auf dem Scheid“ angestrebt werden, da Ziel der FFH-Richtlinie die Bewahrung, Herstellung, Wiederherstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen sowie Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse ist. Zudem würde durch eine Überbauung des Lavastroms ein unschätzbares geologisches Erbe unserer Heimat zumindest partiell zerstört. Das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung, mehrere Verbände der Geowissenschaftler und Geologische Institute großer Universitäten haben hierzu eine klare Position für den Schutz des Lavastroms bezogen.
In Zeiten von Klimawandel und Artensterben …
gewinnt der Schutz der Natur und der Umwelt für uns Menschen immer mehr an elementarer Bedeutung. Nach unserer Überzeugung muss es absolute Priorität haben, für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen die Vielfalt und Schönheit der Natur zu erhalten, auch als Grundlage einer nachhaltigen Entwicklung. Artenreichtum trägt immer zur Lebensqualität der Menschen bei und ermöglicht wertvolle Naturerfahrungen im unmittelbaren Wohnumfeld.
Der Bausenberg
ist Ausläufer eines Wildkatzenkerngebietes,
ein wichtiger Korridor führt von dort über den Scheid zum Rhein.
ein wichtiger Korridor führt von dort über den Scheid zum Rhein.